Viele Sportarten sind durch besondere Krankheitsbilder charakterisiert. So finden sich z.B. der Tennisarm beim Tennis, die Fußballer-Beine beim Fußball oder der Golferellenbogen beim Golfen. Aber auch der Schwimmsport bleibt nicht verschont von einem für diesen Sport typischen Schmerzsymptom: die Schwimmerschulter! Welche Symptome für die Schulterprobleme kennzeichnend sind und wie sich Schwimmer vor dieser Verletzung schützen können verrät dieser Blogeintrag.$PreviewBreak
Was ist eine Schwimmerschulter?
Unter dem Begriff Schwimmerschulter versteht man alle Schmerzen und Probleme, die von den Muskeln und Sehnen der Rotatorenmanschette oder den Bändern, Schleimbeuteln und Knochen des Schultergelenks ausgehen. Dabei handelt es sich nicht um eine akute Verletzung, sondern vielmehr um eine chronische Überlastung der Schulterpartie.
Durch die hohe Beanspruchung des ständigen Hebens (Abduktion) und Innendrehen (Innenrotation) des Armes beim Schwimmen neigen diese Muskeln zur Verkürzung, während die Gegenspieler, die Außenrotatoren, zunehmend verkümmern. Dieses Ungleichgewicht zwischen einem Muskel und seinem Gegenspieler wird als muskuläre Dysbalance bezeichnet und ist oft die Ursache der Schmerzen. Denn die Außenrotatoren sind in einer gesunden Schulter dafür verantwortlich, dass der Oberarmkopf ausreichend Abstand zum Schulterdach hat. Schwächen sie durch das starke Training der Innenrotatoren ab, können sie den Abstand nicht halten und die Muskeln und Sehnen unter dem Schulterdach werden eingequetscht, was zu einem schmerzhaften Reiben der Rotatorenmanschette am Schulterdach führt. Oft wird daher von einem Einquetsch- bzw. Impingement-Syndrom gesprochen.
Symptome bei Schulterproblemen
Oft verrät eine zusammengesunkene Haltung, die durch die verkürzten Muskeln der Schulter entsteht, vorhandene Schulterprobleme. Die Schulter wird dabei von den Muskeln nach vorne unten gezogen. Bei den oben genannten Syndromen erfährt der Patient Schmerzen, die durch die Reibung und Entzündungen im Schulterbereich entstehen. Gemäß dem Painfull Arc – dem schmerzhaften Bogen – werden die Schmerzen der Schulter in vier Kategorien eingeteilt. Getestet wird die Stufe des Schmerzes durch die Abduktion (= das Abspreizen) des Armes zwischen 60 und 120 Grad. Die Kategorien reichen dabei von „der Athlet hat ausschließlich leichte Schmerzen nach der Belastung“ bis zu „der Athlet ist in seinem Leistungsvermögen extrem beeinträchtigt und kann nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen“.
Ursachen der Schulterprobleme
Grundsätzlich entsteht die Problematik der Schwimmerschulter durch hohe Beanspruchung. Gefährdet sind aber nicht nur Profisportler, die täglich viele Kilometer schwimmen, sondern auch Breitensportler, die aufgrund einer fehlerhaften Schwimmtechnik die Schulter falsch belasten. Vor allem die Schwimmstile, bei denen die Arme über Kopf arbeiten, Schmetterling und Freistil, sind besonders anfällig für diese Überlastungen im Schulterbereich.
Fehlerhafte Technik
Gerade beim Schwimmen kommt es auf die richtige Technik an. Dabei profitieren Schwimmer nicht nur von einer optimalen Leistung, einer schönen Schwimmoptik, sondern auch von einem gesunden Schwimmstil. Andernfalls passiert es nicht selten, dass Schwimmer aufgrund einer fehlerhaften Schwimmtechnik bei der Armführung über Schulterprobleme klagen. Besonders Schwimmer, die zur linken Seite atmen, klagen oft über einseitige Schulterprobleme. Dadurch dass beim Atmen die Leine nicht gesehen wird, können die Schwimmer nicht abschätzen, wie weit sie den Arm und die Schulter heben müssen, um nicht mit der Leine zu kollidieren, und heben daher die rechte Schulter unbewusst übermäßig an.
Überlastung und zu hohe Intensitäten
Bei sehr hohen und intensiven Trainingsumfängen treten oft Schulterprobleme auf. Kritisch ist in diesem Zusammenhang auch der Einsatz von Trainingshilfen wie Paddles und Pool Buoys. Die veränderte Wasserlage und der erhöhte Wasserwiderstand erfordern eine enorme Rumpfstabilität und Muskelkraft zur Kompensation. Für Schwimmer auf Topniveau ist das in der Regel unbedenklich, aber bei Hobbyschwimmern leidet die Technik sehr schnell und es werden Fehlhaltungen eingenommen. Eine besonderes hohe Gefahr birgt das Schwimmen mit zu großen Paddles. Wie ihr erkennt, ob die Paddles die richtige Größe haben und wir ihr sie im Techniktraining richtig einsetzt, erfahrt ihr in unserem Video:
Mit den richtigen Paddles legt ihr eine gute Grundlage für ein erfolgreiches und effektives Training, das nicht nur eure Ausdauer voranbringt, sondern auch eure Schultermuskulatur kräftigt und vor Verletzungen schützt!
Präventionsmaßnahmen für eine gesunde Schulter
Techniktraining: Als oberste Präventionsmaßnahme gilt natürlich die Schulung einer einwandfreien Technik. Vor allem eine geringe Rumpfrotation und fehlerhafte Armbewegungen rufen Schulterprobleme hervor. Nicht nur im Anfängerbereich, sondern auch im Verlauf einer Schwimmkarriere ist es enorm wichtig gezielte Technikübungen durchzuführen.
Dehnübungen: Damit die Armbewegung auch reibungslos durchgeführt werden kann, empfiehlt es sich die Schulterbereiche und auch die Arme öfter zu dehnen. Diese Übungen verschaffen der Schulterpartie mit allen Muskeln, Sehnen und Bändern eine große Beweglichkeit und Flexibilität. Dies reduziert die Anfälligkeit für Überlastungen und Schulterprobleme.
Krafttraining: Neben dem Dehnen und dem Erhalt der Beweglichkeit, ist es unerlässlich auch neben dem gewöhnlichen Schwimmtraining verschiedene Übungen zur Kräftigung der Schulter durchzuführen. Besonders die beim Schwimmen selbst wenig beanspruchten Muskeln und die Gegenspieler der schwimmspezifischen Muskeln sollten durch Krafttraining gestärkt werden, um mögliche Dysbalancen auszugleichen. Die Maßnahme des Krafttrainings gilt allgemein als die wichtigste und effektivste, um prophylaktisch und therapeutisch einer Schwimmerschulter vorzubeugen oder entgegenzuwirken.
Greifen die präventiven Übungen und Physiotherapie nicht, kann der Arzt entzündungshemmende Medikamente verordnen. Erst wenn alle konservativen Möglichkeiten nicht helfen, ist eine Operation die letzte Lösung.